Fiat Ducato als Camper: Was gut ist – und was nervt
Langzeiterfahrungen mit dem Peugeot Boxer / Citroën Jumper als Basisfahrzeug für den Wohnmobilausbau
Wer sich ein Wohnmobil auf Basis des Fiat Ducato, Peugeot Boxer oder Citroën Jumper zulegt, macht grundsätzlich nichts falsch. Die Modelle gelten seit Jahren als Standardbasis für viele Selbstausbauten und Seriencamper. Auch wir haben unseren Ausbau auf einem Peugeot Boxer aufgebaut – und nach mehreren Jahren Nutzung zeigt sich: Es gibt viel Gutes, aber auch ein paar Punkte, die im Alltag wirklich stören.
Die größten Vorteile des Fiat Ducato und baugleicher Modelle
1. Das breiteste Fahrzeug seiner Klasse – perfekt für Querbett-Schläfer
Der Ducato ist praktisch der einzige Kastenwagen, in dem man ohne seitliche Verbreiterungen bequem quer schlafen kann. Das spart nicht nur Platz, sondern auch Gewicht und Bauaufwand.
2. Bestes Verhältnis von Innenraum zu Außenlänge
Im Vergleich zu Sprinter, Crafter oder Transit bietet der Ducato mehr Laderaumlänge bei gleicher Fahrzeuglänge. Wer unter 6 m bleiben will, bekommt hier den größten nutzbaren Innenraum.
3. Gerade Wände – ideal für den Selbstausbau
Die fast senkrechten Seitenwände sind ein echter Vorteil für Ausbauer. Möbel lassen sich leichter anpassen, der Stauraum wird besser genutzt, und das Fahrzeug wirkt innen geräumiger.
4. Zubehör ohne Ende – und meist mit Gutachten
Weil der Ducato (bzw. Boxer, Jumper, Movano und seit Kurzem auch der Toyota Proace Max) seit 2006 nahezu unverändert gebaut wird, ist das Angebot an Zubehör riesig.
Fenster, Drehkonsolen, Luftfederungen, Sicherheitslösungen – für kaum ein anderes Fahrzeug findet man so viele zugelassene Teile mit E-Nummer oder TÜV-Gutachten.
Die Schattenseiten: Was im Alltag wirklich nervt
1. Sitzposition und Platz für die Beine
Mit 1,78 m Körpergröße ist der Fußraum knapp bemessen. Um Lenkrad und Pedale gut zu erreichen, sitzt man recht nah am Armaturenbrett und dann ist das Lenkrad irgendwie immer noch komisch weit weg. Etwas mehr Raum für die Schienbeine und ein näher verstellbares Lenkrad würden den Fahrkomfort deutlich verbessern. Kleinere Personen haben vermutlich Probleme mit der Sitzhöhe der originalen Konsolen, aber dafür gibt es Alternativen. Wir haben beim Beifahrersitz die Konsole von Sportscraft (Amazon Werbelink) verbaut.
2. Zündschloss an ungünstiger Stelle
Der Schlüssel sitzt rechts unter dem Lenkrad – irgendwie stoßt man da immer wieder mal mit dem Knie an.
3. Hartes Fahrwerk beim Light-Fahrgestell
Viele Ducato-Modelle mit Light-Fahrwerk fahren auf 215/70 R15 C-Reifen mit rund 5,5 bar Luftdruck. Durch den hohen Luftdruck ist das Fahrwerk extrem hart – fast wie Holzräder.
Andere Marken (z. B. Sprinter oder Transit) nutzen größere 16-Zoll-Räder mit mehr Luftvolumen und spürbar besserem Fahrkomfort. Wer viel fährt, sollte das beim Kauf oder späteren Umbau berücksichtigen.
4. Eingeschränkte Sicht nach oben
Vor allem mit einer Remis-Frontverdunkelung wird die Sicht nach oben deutlich eingeschränkt. An Ampeln oder bei hohen Verkehrsschildern muss man sich oft vorbeugen – das ist besonders in der Stadt unpraktisch.
5. Schwache Basissicherheit der Türen
Ein Punkt, der häufig unterschätzt wird: Die Fahrertür des Ducato lässt sich mit einem spitzen Gegenstand in wenigen Sekunden aufhebeln.
Ein kurzer Stich in den Türgriffbereich genügt, um die Zentralverriegelung auszulösen – ein bekanntes Problem, das viele Modelle betrifft.
Wer sein Fahrzeug unbeaufsichtigt parkt oder längere Reisen plant, sollte unbedingt zusätzliche mechanische Sicherungen nachrüsten – etwa Tür- und Hecktürverriegelungen von Prickstop oder eine Pedalsperre, um das Fahrzeug gegen Wegfahren zu sichern.
Fazit: Beste Basis für Camper – mit etwas Nacharbeit
Trotz kleiner Schwächen ist der Fiat Ducato (und seine baugleichen Modelle) für uns die mit Abstand beste Basis für Campervans.
Er bietet das beste Platz-zu-Längen-Verhältnis, gerade Wände, eine enorme Zubehörvielfalt und unkomplizierte Eintragungen.
Ein paar ergonomische Eigenheiten und die geringe Basissicherheit sind die Hauptkritikpunkte – lassen sich aber durch gezielte Nachrüstungen und kleine Anpassungen gut kompensieren.
Wer also plant, ein Wohnmobil auf Basis eines Ducato, Boxer oder Jumper auszubauen oder zu kaufen, bekommt ein solides und langjährig erprobtes Fundament – mit riesigem Potenzial für individuelle Verbesserungen.
Wann würden wir uns gegen einen Fiat Ducato entscheiden?
- wenn wir weniger Platz bräuchten und Längsbetten bevorzugen würden.
- wenn Fahrkomfort oder Allradantrieb wichtiger wären als das Platzangebot.